PCCL ist die Abkürzung für Patient Clinical Complexity Level, also der patientenbezogene Gesamtschweregrad.
Inhaltsverzeichnis
Wissenswertes zum PCCL
Der PCCL-Wert errechnet sich in einem komplexen Verfahren aus den Nebendiagnosewerten (Complication or comorbidity level Werten – CCL) und gibt anhand von Ergebnissen zwischen 0 (keine CC) und 6 (schwerste CC) den Schweregrad der Complication or Comorbidity (CC) an. Diese Maßzahl für den kumulativen Effekt der CC-Diagnosen wird über eine Glättungsformel berechnet. Gegebenenfalls geht das Ergebnis als fallspezifische Komplexität/patientenbezogener Gesamtschweregrad in die Gruppierungsbedingungen der betroffenen Diagnosis Related Groups (DRG) ein, insofern die letzte Stelle der DRG eine Unterteilung durch diese Werte vorsieht. Somit kann dieser Wert den Ressourcenverbrauch innerhalb einer Basis-DRG Gruppe regulieren und entstandene Mehrkosten ausgleichen.
Aktualisierungen der Werte
Für das Jahr 2014 wurde ein Umbau der Formel zur Berechnung der PCCL-Formel vorgenommen, welche eine Abstufung der PCCL-Werte zur Folge hatte. Für das Jahr 2016 war ein Schwerpunkt der klassifikatorischen Überarbeitung des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) ein Umbau des CCL Systems zur Abbildung der Erkrankungsschwere. Die Vorgehensweise beinhaltete eine weitere Anpassung der PCCL-Formel. Somit wurde eine Verbesserung geschaffen, die Fälle mit einer äußerst schweren CC (> 3) adäquater abbilden zu können. Das Ergebnis dieser Maßnahme beinhaltet, dass die Fälle mit einem PCCL-Wert bis 3,5 unverändert bleiben. Jedoch werden die Fälle mit einem CC-Wert über 4 weiter differenziert in 4, 5 und 6. Somit kann nun eine exaktere Abbildung, mit einer daraus resultierenden Verbesserung der Vergütung für teure Fälle mit äußerst schwerer CC, vorgenommen werden.
Berechnung des PCCL-Wertes
Der Algorithmus
Die Berechnung des patientenbezogenen Gesamtschweregrades geschieht auf Basis eines Algorithmus, der von Dr. Xichuan (Mark) Zhang im Rahmen des CCL Refinement Project entwickelt und im Rahmen der G-DRG Weiterentwicklung modifiziert wurde.
Der allgemeine Algorithmus enthält diverse Parameter und Variablen, für die es jedoch immer einen Wert gibt. Am Ende der Berechnung des komplexen Verfahrens steht ein Wert, der dem PCCL-Wert eines Patientenfalls entspricht. Dazu werden folgende Schritte durchgeführt:
- Die Summe aller gewichteten CCL-Werte ermitteln = kumulierter gewichteter CCL-Wert
- Jeder relevante CCL-Wert eines Patientenfalls wird, in absteigender Reihenfolge sortiert, entsprechend der Formel gewichtet und mit allen anderen gewichteten CCL-Werten aufsummiert.
- Die Summe der gewichteten CCL-Werte entspricht einem kumulierten gewichteten CCL-Wert, mit dem im zweiten Schritt weitergerechnet wird.
- x berechnen = abschließender reskalierter CCL-Wert
- Je nachdem, ob die Summe der gewichteten CCL-Werte größer oder kleiner als 5,83 ist, bedient man sich entsprechend einer der beiden dafür vorgesehenen Formeln zur Berechnung von x. Die vorher ermittelte Summe ist Bestandteil beider Formeln.
- Der berechnete Wert für x entspricht einem abschließenden reskalierten CCL-Wert. Es gilt demnach, mit dieser Berechnung einen gewichteten Gesamt-CCL-Wert zu ermitteln.
- x runden = PCCL-Wert
- Um den finalen PCCL-Wert zu erhalten, muss der zuvor ermittelte Wert für x gemäß den allgemeinen Rundungsregeln gerundet werden.
- Man erhält einen glatten Wert, der dem patientenbezogenen Gesamtschweregrad eines Patientenfalls entspricht.
Zwei Szenarien: Nicht-Neugeborene und Neugeborene
Der Grouper, der die PCCL-Berechnung durchführt, unterscheidet zwischen zwei Fällen: Neugeborene und alle anderen Fälle außer Neugeborene (Nicht-Neugeborene). Er verwendet je Szenario unterschiedliche Verfahren, sodass sich zwei Herangehensweisen ergeben. Diese unterscheiden sich leicht, jedoch beeinflusst die Herangehensweise maßgeblich das Endergebnis.
Grundsätzlich durchläuft der Grouper diverse Schritte (hier: 6), die lediglich in Schritt 2 different sind:
- Sammeln aller Datensätze eines Patientenfalls
- Basis-DRG
- Hauptdiagnose (HD – ICD-10-GM)
- Nebendiagnosen (ND – ICD-10)
- Vorgabe der CCL-Matrix und bei Nicht-Neugeborenen zusätzlich Abgleich mit Ausschlusstabelle
- Beide Szenarien
- Jede Basis-DRG besitzt eine CCL-Matrix. Die angesteuerte Basis-DRG gibt demnach eine CCL-Matrix vor.
- Neugeborene
- Die Hauptdiagnose und die Nebendiagnosen werden mit der CCL-Matrix abgeglichen.
- Nicht-Neugeborene
- Die Haupt- und Nebendiagnosen werden mit der Ausschlusstabelle abgeglichen.
- Die Hauptdiagnose und Nebendiagnosen der Ausschlusstabelle werden ausgeschlossen und erhalten den CCL-Wert 0.
- Eingeschlossene Nebendiagnosen werden mit der CCL-Matrix abgeglichen.
- Beide Szenarien
- Zuordnung der CCL-Werte
- Alle relevanten Diagnosen erhalten einen CCL-Wert gemäß der CCL-Matrix. Diagnosen, die nicht in der CCL-Matrix enthalten sind, werden mit dem CCL-Wert 0 versehen.
- Absteigende Sortierung
- Alle Diagnosen werden gemäß ihrer CCL-Werte in absteigender Reihenfolge sortiert.
- Durchführung eines rekursiven Ausschlussverfahrens
- Anschließend wird ein rekursives Ausschlussverfahren durchgeführt. Jede nicht signifikante Diagnose und Diagnosen, die nur einmal zählen, werden ausgeschlossen. Alle übrigen Diagnosen werden nacheinander als „Anker-Diagnose“ behandelt und überprüft. Dabei wird der CC-Status der anderen Diagnosen in Bezug zu dieser Anker-Diagnose gesetzt und kontrolliert. Dabei werden ggf. weitere Nebendiagnosen ausgeschlossen.
- Berechnung des PCCL-Wertes anhand Algorithmus
- Nach dem rekursiven Ausschlussverfahren ermittelt der Grouper mithilfe der Formel auf Basis der verbleibenden CCL-Werte den finalen PCCL-Wert.
⇒ Kumuliertes Ergebnis = PCCL-Wert
Szenario 1: PCCL-Berechnung für Nicht-Neugeborene
Allgemeiner Verfahrensablauf
Darstellung der Vorgehensweise anhand eines Beispiels
Zur Veranschaulichung der Berechnung des PCCL-Wertes für Nicht-Neugeborene wird folgender Patientenfall als Beispiel kreiert:
- Basis-DRG
- N02
- Hauptdiagnose
- C79.6 – Sekundäre bösartige Neubildung der Genitalorgane des Ovars
- Nebendiagnose
- C78.5 – Sekundäre bösartige Neubildung des Dickdarms
- C78.6 – Sekundäre bösartige Neubildung des Retroperitoneums und des Peritoneums
- C79.82 – Sekundäre bösartige Neubildung der Genitalorgane
- C97! – Bösartige Neubildungen als Primärtumoren an mehreren Lokalisationen
- L89.15 – Dekubitus 2. Grades – Sitzbein
- R53 – Unwohlsein und Ermüdung
Die gesammelten Informationen durchlaufen den beschriebenen Prozess:
- Sammeln der Datensätze
- Vorgabe der CCL-Matrix und Abgleich mit Ausschlusstabelle
- C97! wird gemäß der Ausschlusstabelle ausgeschlossen (→ CCL = 0)
- Zuordnung der CCL-Werte
- Absteigende Sortierung
- Durchführung eines rekursiven Ausschlussverfahrens
- Berechnung des PCCL-Wertes
Berechnungsschritte
Erster Schritt: Berechnung der gewichteten Summe aller CCL-Werte
Zweiter Schritt: Berechnung von x
Dritter Schritt: Runden von x ⇒ PCCL-Wert
Szenario 2: PCCL-Berechnung für Neugeborene
Allgemeiner Verfahrensablauf
Darstellung der Vorgehensweise anhand eines Beispiels
Zur Veranschaulichung der Berechnung des PCCL-Wertes für Neugeborene wird folgender Patientenfall als Beispiel kreiert:
- Basis-DRG
- P67
- Hauptdiagnose
- Z38.0 – Einling, Geburt im Krankenhaus
- Nebendiagnose
Die gesammelten Informationen durchlaufen den beschriebenen Prozess:
- Sammeln der Datensätze
- Vorgabe der CCL-Matrix
- Zuordnung der CCL-Werte
- Absteigende Sortierung
- Durchführung eines rekursiven Ausschlussverfahrens
- Berechnung des PCCL-Wertes
Berechnungsschritte
Erster Schritt: Berechnung der gewichteten Summe aller CCL-Werte
Zweiter Schritt: Berechnung von x
Dritter Schritt: Runden von x ⇒ PCCL-Wert
Bedeutung der Werte