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Die Abkürzung ICD-10-GM steht für die International Classification of Diseases – 10. Revision – German Modification. Zu Deutsch ist es die internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme in der 10. Revision als deutsche Modifikation. Sie wird durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) herausgegeben. ICD-10 dient der Verschlüsselung von Diagnosen (Haupt- und Nebendiagnosen) in der ambulanten und stationären Versorgung.

 

 

Anzahl der ICD-10-Kodierungen im Jahresverlauf

 

Anzahl der ICD-10-GM Codes im Jahresverlauf.

Anzahl der ICD-10-GM Codes im Jahresverlauf.

Geschichtlicher Hintergrund zu ICD-10

Die Ursprünge des Klassifikationssystems gehen auf die 1850er Jahre zurück. 1853 fand der Erste Internationale Statistische Kongress in Brüssel statt. Ergebnis des Kongresses war der Beschluss über eine einheitliche, internationale Nomenklatur der Todesursachen. Zwei Jahre später, auf dem Zweiten Internationalen Statistischen Kongress in Brüssel, wurden von Farr und d’Espine zwei verschiedene Verzeichnisse vorgelegt. Als Kompromiss aus beiden verschiedenen Verzeichnissen wurde ein einheitliches Verzeichnis mit 139 Krankheitsgruppen beschlossen und 1864 herausgegeben. Eingeteilt wurden die Krankheiten nach Lokalisation. In den Jahren 1874, 1880 und 1886 wurden weitere Verbesserungen vorgenommen.

1893 stellt Bertillon, zwei Jahre zuvor beauftragt, seine „Bertillon’sche Klassifikation der Todesursachen (BCCD)“ vor. Sie enthält eine Klassifikation mit 44, eine mit 99 und eine mit 161 Positions- bzw. Schlüsselnummern. Als „International List of Causes of Death (ILCD)“ wird sie allgemein anerkannt und in sämtlichen Ämtern Nordamerikas eingeführt. 1899 wird im Zuge der Tagung des Internationalen Statistischen Instituts in Oslo diese Klassifikation auch den europäischen Ämtern dringend nahegelegt.

In den darauffolgenden Jahren 1900, 1902, 1920, 1929 und 1938 finden jeweils Revisionskonferenzen zur Überarbeitung und Verbesserung des bestehenden Klassifikationssystems statt. Parallel dazu entsteht ein statistisches Krankheitenverzeichnis, welches aber nicht allgemein anerkannt wurde. Erst 1945 wird vom United States Commitee on Joint Causes of Death eine statistische Klassifikation von Krankheiten, Verletzungen und Todesursachen angenommen.

Mit Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde der Zuständigkeitsbereich auf eben diese übertragen. Mit der 6. Revision wird die ICD-6 der WHO ins Leben gerufen. Seither finden in unregelmäßigen Abständen Revisionen, geleitet von der WHO, zur Überprüfung und Verbesserung des ICD-Verzeichnisses statt. Die aktuelle Fassung ICD-10 geht auf die 10. Revisionskonferenz im Jahre 1989 in Genf zurück, die wesentliche Erweiterungen der vorherigen Version beinhaltete.

Die deutschsprachige Version ICD-10-GM wurde zunächst bis 2003 als ICD-10-SGB-V bezeichnet. Eine extra für Deutschland ausgelegte Version ist nötig, da die ICD-10-WHO-Version auf die Erfordernisse des deutschen Gesundheitswesens angepasst werden muss. Zurzeit wird jährlich eine Überarbeitung vom BfArM herausgegeben, um den Updates und Weiterentwicklungen der WHO zu entsprechen.

 

Aufbau der ICD-10-GM

Die deutschsprachige Version ist in zwei Teile geteilt:

  • Systematisches Verzeichnis (Systematik)
    • hierarchisch geordnete Liste der Codes und ergänzenden Informationen
  • Alphabetisches Verzeichnis (Alphabet)
    • umfangreiche Sammlung verschlüsselter Diagnosen

 

Der ICD-10 Katalog ist im Jahr 2023 ist in 22 Krankheitskapitel aufgeteilt:

Kapitel Block Bezeichnung ICDs gesamt
I A00-B99 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 792
II C00-D48 Neubildungen 831
III D50-D90 Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems 204
IV E00-E90 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 458
V F00-F99 Psychische und Verhaltensstörungen 445
VI G00-G99 Krankheiten des Nervensystems 447
VII H00-H59 Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde 268
VIII H60-H95 Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes 113
IX I00-I99 Krankheiten des Kreislaufsystems 473
X J00-J99 Krankheiten des Atmungssystems 313
XI K00-K93 Krankheiten des Verdauungssystems 566
XII L00-L99 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 399
XIII M00-M99 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes 3.515
XIV N00-N99 Krankheiten des Urogenitalsystems 488
XV O00-O99 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 445
XVI P00-P96 Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben 345
XVII Q00-Q99 Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien 649
XVIII R00-R99 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind 360
XIX S00-T98 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen 2.078
XX V01-Y84 Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität 22
XXI Z00-Z99 Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen 507
XXII U00-U99 Schlüsselnummern für besondere Zwecke 543

 

Alphanumerischer Aufbau der Verschlüsselung

Eine Diagnoseverschlüsselung ist immer alphanumerisch aufgebaut. Das heißt, dass die Verschlüsselung nicht nur Zahlen enthält, sondern stets mit einem Buchstaben beginnt und diesem Zahlen folgen.

Die Anfangsbuchstaben resultieren aus der Kapitel- oder auch Kategoriezuordnung. Krankheiten des Nervensystems (Kapitel VI) beginnen beispielsweise mit dem Buchstaben G, Krankheiten des Atmungssystems (Kapitel X) mit dem Buchstaben J etc. Dem Anfangsbuchstaben folgen mindestens zwei Zahlen, sodass ein sogenannter Dreisteller entsteht. Diese Dreisteller können endständig sein, als einem einzelnen Krankheitszustand entsprechen. Oder sie stellen eine Kategorie dar, der zahlreiche Unterteilungen in weitere Krankheitszustände folgen. Enthält der Dreisteller als Kategorie weitere Subkategorien, ergeben sich sogenannt Vier- oder Fünfsteller. Die vierte oder fünfte Stelle im Code werden durch einen Punkt vom Dreisteller getrennt. Diese Stellen können Werte zwischen 0 und 9 annehmen, niemals aber einen weiteren Buchstaben.

Kann eine Kategorie nicht weiter unterteilt werden bzw. existiert keine weitere Unterteilung eines Codes, wird dieses als „endständig“ bezeichnet.

 

Kreuz, Stern und Ausrufezeichen – Sonderzeichen mit weiteren Hinweisen

Durch Hinzufügen von Sonderzeichen können Krankheiten unter zwei Gesichtspunkten klassifiziert werden: nach Ätiologie und nach Manifestation.

 

Kreuzschlüsselnummern – Primärcodes

Codes mit einem † klassifizieren nach der Ätiologie (= Ursache für das Entstehen einer Krankheit). Sie können als Primärcode alleine stehen oder werden zusammen mit einer Sternschlüsselnummer kombiniert. Grundsätzlich kann jeder Primärcode als Ätiologiecode angegeben werden. In der Kodierung wird das † dann einfach ergänzt.

 

Sternschlüsselnummern – Sekundärcodes

Codes mit einem * stehen für die Manifestation einer Erkrankung. Anders als die Kreuzschlüsselnummern dürfen Sternschlüsselnummern als Sekundärcodes NICHT alleine stehen. Sie müssen stets mit einem Primärcode / einer Kreuzschlüsselnummer kombiniert werden.

 

Ausrufezeichenschlüsselnummern – Sekundärcodes

Codes mit einem ! sind optionale Codes und dienen der Spezifizierung eines Primärcodes. Sie dürfen genau wie die Sternschlüsselnummern niemals alleine, sondern immer nur in Kombination mit einem Primärcode verwendet werden.

 

Aufbau der ICD-10-GM-Verschlüsselung.

Aufbau der ICD-10-GM-Verschlüsselung.

 

 


Weitere, relevante Informationen: