Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist, laut dem Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V., „der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten“. Dabei stützt sich die EbM auf drei Säulen: 1. die individuelle klinische Erfahrung, 2. die Werte und Wünsche der Patienten und 3. der aktuelle Stand der klinischen Forschung.
Inhaltsverzeichnis
Ziele
Grundsätzliches Ziel der EbM ist es, eine wissenschaftliche Grundlage und Hilfe bei ärztlichen Entscheidungen zu bieten. Dabei steht sowohl die Verbesserung der Qualität von Diagnose und Therapie, als auch die Verknüpfung von ärztlicher Erfahrung und medizinischem Forschungswissen im Vordergrund. Dies geschieht vor allem durch die Bereitstellung und Nutzung von Studienergebnissen, die die Wirksamkeit und den Nutzen von Arzneimitteln und Therapien evident, also wissenschaftlich geprüft, nachweisen.
Evidenzbasierte Medizin ist außerdem die essentielle Basis der Arbeit des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das sich für eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung einsetzt. Weiterhin bildet sie die Grundlage der Arbeit des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), dessen medizinische Bewertungen und Entscheidungen auf den Erkenntnissen der EbM beruhen.
Vorgehensweise der evidenzbasierten Medizin
Folgende fünf Schritte sollten im besten Fall gegangen werden, um evidenzbasierte Medizin im Alltag umzusetzen:
- Fragestellung
- Welches klinische Problem liegt vor? Welche Antworten müssen gesucht werden?
- Literaturrecherche
- Systematische Literaturrecherche nach Studien und anderer wissenschaftlicher Literatur, die zur Beantwortung der Fragestellung geeignet sind
- Evidenzbewertung
- Kritische Bewertung der gefundenen Literatur
- Anwendung
- Anwendung der Erkenntnisse aus gefundenen Studien
- Evaluation
- kritische Evaluation und Bewertung der Vorgehensweise und ggf. Vornehmen von Änderungen/Anpassungen
Diese Vorgehensweise benötigt Zeit, die im Klinikalltag meist sehr rar ist. Daher sollte bei der Behandlung von Patienten nach dem Maßstab der EbM darauf geachtet werden, dass der wesentliche Aspekt der evidenzbasierten Medizin eingehalten wird: die zeitnahe, systematische und unverzerrte Berücksichtigung von Studien.
Datenbank für evidente Literatur
Eine der besten Datenbanken für wissenschaftliche Literatur, Studien und Reviews ist die Cochrane Collaboration. In dieser Datenbank sind zahlreiche Übersichtsarbeiten vorzufinden, die von Wissenschaftlern und Ärzten zu den unterschiedlichsten Themen erstellt wurden. Diese „Library“, also Bibliothek, beinhaltet sämtliche Literatur, die in sehr evident bis kaum evident unterteilt werden kann. Als besonders evident gelten dabei Metaanalysen, wenn sie randomisierten, kontrollierten Studien (RCT) entsprechen. Durch eine leicht zugängliche Aufbereitung wird evidenzbasierte Medizin transparenter, sodass diese Datenbank bei ärztlichen Entscheidungen ebenfalls dienlich sein kann.
Evidenzbasierte Medizin und NUB / OPS
Antrags- und Vorschlagsverfahren für neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) und Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS)
Soll ein innovatives Verfahren in das G-DRG System eingebunden werden, kann ein NUB– bzw. OPS-Verfahren durchlaufen werden. Wichtigstes Kriterium für eine erfolgreiche NUB- oder OPS-Anfrage ist das Vorliegen von Evidenz. Es ist also essentiell, dass Hersteller den Nutzen ihres innovativen Verfahrens beweisen können. Vor allem im Hinblick auf die Patientensicherheit sollten Hersteller dafür Sorge tragen, dass eine ausreichende, evidente Studienlage vorliegt, bevor das Verfahren in die Patientenversorgung implementiert werden soll.
Weitere, relevante Informationen:
- G-DRG System
- G-BA – Gemeinsamer Bundesausschuss
- IQWiG – Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
- NUB – Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
- NUB Anfrageverfahren
- OPS – Operationen- und Prozedurenschlüssel
- OPS Vorschlagsverfahren
- RCT – Randomisiert kontrollierte Studien
- HTA – Health Technology Assessment