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Medizinische Leitlinien (LL) stellen systematisch zusammengestellte unterstützende Handlungsempfehlungen für Ärzte, Zahnärzte und andere Gesundheitsberufe dar. Anders als Richtlinien sind LL lediglich Empfehlungen, die an den Einzelfall angepasst werden müssen, und dementsprechend nicht bindend. Da sie keinerlei Normierung unterliegen, kann die jeweilige Qualität einer LL recht unterschiedlich sein. Im besten Fall haben LL einen systematischen und transparenten Entwicklungsprozess durchgemacht und entsprechen somit wissenschaftlich fundierten, praxisorientierten Empfehlungen.

Ziel ist die Darstellung des sog. State of the art, also der aktuelle Stand der Entwicklung.

 

 

Leitlinien-Situation in Deutschland

Medizinische LL werden in Deutschland von verschiedenen Institutionen entwickelt und verbreitet. Dazu zählen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)
  • ärztliche Selbstverwaltung (Bundesärztekammer (BÄK), Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV))

Für die strukturierte medizinische Versorgung wurde von der BÄK, der KBV und der AWMF ein Programm für Nationale Versorgungs Leitlinien (NVL) ins Leben gerufen. Darin inbegriffen ist die Entwicklung von Leitlinien für die Integrierte Versorgung und für Disease-Management-Programme (DMP). Redaktionell betreut wird das Programm vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ).

Für LL im Bereich der zahnärztlichen Versorgung ist das Zentrum Zahnärztliche Qualität (ZZQ), getragen von der BZÄK und der KZBV, zuständig.

Abgesehen von medizinischen LL, die hauptsächlich für (Zahn)Ärzte entwickelt werden, existieren weitere Fachinformationen für Patienten – die sog. Patientenleitlinien.

 

Klassifizierung von Leitlinien

Die AWMF klassifiziert ihre herausgegebenen Leitlinien in drei, auf die Entwicklungsmethodik bezogene Klassen:

  • S1: von einer Expertengruppe im informellen Konsens erarbeitet (Ergebnis: Empfehlungen)
  • S2: eine formale Konsensfindung („S2k“) und/oder eine formale „Evidenz“-Recherche („S2e“)
  • S3: Leitlinie mit allen Elementen einer systematischen Entwicklung (Logik-, Entscheidungs- und „outcome“-Analyse)

 

Auf Basis der Evidenzgrade der Aussagen in den Leitlinien erfolgt weiterhin eine Einstufung der Empfehlungen zur Durchführung von präventiven, diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen. Die sogenannten Empfehlungsgrade sind unterteilt in A, B und 0:

  • A = starke Empfehlung ⇑⇑
  • B = Empfehlung ⇑
  • 0 = Empfehlung offen ⇔

 

Darstellung der Klassifizierung und Evidenzgrade von Leitlinien gemäß der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)

Klassifizierung von Leitlinien gem. AWMF

 


Weitere, relevante Informationen: